19.11.2024

Wie Personaldienstleister finanzielle Resilienz aufbauen können

  • Aktuell wächst der Druck auf die Zeitarbeitsbranche: Noch immer zu hohe Zinsen belasten die Margen. 
  • Gleichzeitig verzögern sich die Kundenzahlungen oftmals, während die eigenen Verbindlichkeiten pünktlich bedient werden müssen.
  • Gerade jetzt ist es für Personaldienstleister daher entscheidend, finanzielle Resilienz aufzubauen, um auch in turbulenten Zeiten stabil und handlungsfähig zu bleiben.
  • Welche Finanzierungsstrategien verschaffen Personaldienstleistern mehr Flexibilität? Hierzu haben wir mit Wolfgang Roell, Leiter Marketing und Vertrieb bei EKF Finanz Frankfurt, gesprochen.

arbeitsblog: Herr Roell, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden immer schwieriger. Was bedeutet das für die Zeitarbeitsbranche?

Wolfgang Roell: Personaldienstleister stehen derzeit vor einer doppelten Herausforderung. Auf der einen Seite stehen die noch immer zu hohen Zinsen, die die Kosten nach oben schrauben. Auf der anderen Seite kommt es vermehrt dazu, dass Kundenunternehmen ihre Rechnungen immer später begleichen. Das bringt Zeitarbeitsunternehmen in eine Zwickmühle, da sie ihre Mitarbeitenden trotzdem pünktlich bezahlen müssen. Wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird, kann das schnell zu Liquiditätsengpässen führen.

arbeitsblog: Wie wirkt sich die wirtschaftliche Situation auf die Nachfrage nach Personaldienstleistungen aus?

Wolfgang Roell: In wirtschaftlich angespannten Zeiten reduzieren viele Unternehmen ihre Aufträge und setzen eher auf interne Ressourcen. Das bedeutet, dass die Nachfrage nach externen Arbeitskräften zurückgeht. Personaldienstleister müssen entsprechend flexibel auf Nachfrageschwankungen reagieren – und das funktioniert nur, wenn die finanzielle Basis stabil ist.

Wolfgang Roell

arbeitsblog: Was können Personaldienstleister konkret tun, um ihre Liquidität zu sichern?

Wolfgang Roell: Ein optimiertes Forderungsmanagement ist der erste Schritt. Dazu gehört, Rechnungen so schnell wie möglich zu stellen, kurze Zahlungsziele zu vereinbaren und Zahlungsverzögerungen konsequent zu verfolgen. Viele Unternehmen sind zu nachsichtig, wenn Kunden verspätet zahlen, aus Angst, diese zu verlieren. Aber gerade in Krisenzeiten sollte man sich das nicht leisten. Ein systematisches Mahnwesen und die regelmäßige Bonitätsprüfung der Kunden helfen, die Risiken zu minimieren.

Personaldienstleister müssen flexibel auf Nachfrageschwankungen reagieren – und das funktioniert nur, wenn die finanzielle Basis stabil ist.

– Wolfgang Roell

arbeitsblog: Sollten Personaldienstleister auch über Alternativen wie Factoring nachdenken?

Wolfgang Roell: Ja, Factoring bietet gerade für Personaldienstleister einen erheblichen Vorteil, da sie ihre Forderungen sofort in Liquidität umwandeln können. Das bedeutet, dass das Unternehmen nicht mehr wochen- oder monatelang auf die Bezahlung durch den Kunden warten muss. Innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach Rechnungsstellung – und Einreichung beim Factor – steht das Geld zur Verfügung. So können Gehälter, Sozialversicherungsbeiträge und andere laufende Kosten pünktlich gezahlt werden.

arbeitsblog: Und was ist mit dem Risiko von Forderungsausfällen?

Wolfgang Roell: Das ist ein weiterer Vorteil: Der Factoring-Dienstleister übernimmt in der Regel das Ausfallrisiko, was die Sicherheit für den Personaldienstleister erhöht. Zudem entlastet Factoring die internen Abläufe, da die Debitorenbuchhaltung, das Mahn- und Inkassowesen ausgelagert werden. Für alle, die sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren wollen, ist das eine ideale Lösung.

arbeitsblog: Können Sie uns von Beispielen berichten, bei denen Unternehmen ihre Resilienz erfolgreich gestärkt haben?

Wolfgang Roell: Ein mittelständischer Personaldienstleister, mit dem wir zusammenarbeiten, hat sich während der Corona-Pandemie bewusst für Factoring entschieden, um seine Liquidität zu sichern. Das Unternehmen konnte dadurch nicht nur seine Kosten decken, sondern auch in Wachstumsinitiativen investieren. Während viele Wettbewerber ihre Aktivitäten zurückfuhren, konnte dieser Dienstleister erhebliche Marktanteile gewinnen.

arbeitsblog: Gibt es weitere Finanzierungsansätze, die Sie empfehlen würden?

Wolfgang Roell: Unbedingt. Neben Factoring sollten Personaldienstleister auch andere alternative Finanzierungsmöglichkeiten wie Leasing, Crowdfunding oder die Hereinnahme von Beteiligungen etc. prüfen oder die Möglichkeiten von KfW-Darlehen oder –Förderprogrammen nutzen. Eine Diversifizierung der Finanzierungsquellen erhöht die Flexibilität und sorgt dafür, dass Unternehmen schneller auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren können.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Eine solide Finanzstrategie ist heute wichtiger denn je. Gerade in unsicheren Zeiten zeigt sich, welche Unternehmen durch kluge Liquiditätsplanung und alternative Finanzierungsmodelle flexibel und krisenfest aufgestellt sind. Personaldienstleister, die proaktiv agieren und auf eine breite Finanzierungsbasis setzen, sichern sich langfristig Wettbewerbsvorteile und bleiben auch in schwierigen Zeiten handlungsfähig.

arbeitsblog: Vielen Dank für das spannende Gespräch! 


Wolfgang Roell

Seit 2011 gehört Wolfgang Roell zum Team der EKF Finanz Frankfurt GmbH und leitet den Bereich Marketing und Vertrieb. Das 1927 gegründete Unternehmen, führendes Mitglied im Bundesverband Factoring für den Mittelstand, bietet unterschiedliche, auf den Kunden zugeschnittene Leistungen an – von Part-Service-, Auswahl- und Inhouse-Factoring bis hin zum Full-Service-Factoring, unter anderem speziell für die Personaldienstleistung.

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