„Wenn ich keine Arbeitskräfte habe, kann ich meine Kundenaufträge auch nicht bedienen.“
- Was bringt 2024 für die Personaldienstleistung? Welche Themen beschäftigen die Branche?
- Zu diesen Fragen sprachen wir mit Wolfgang Roell, Leiter Marketing und Vertrieb bei EKF Finanz Frankfurt.
- Der Experte in Sachen Factoring und Finanzierung weiß, mit welchen weiteren Problemen sich seine Kunden im Alltag auseinandersetzen. Im Interview zeigt er mögliche Lösungsansätze auf.
arbeitsblog: Herr Roell, 2023 hat die Personaldienstleistung vor diverse Herausforderungen gestellt – und auch 2024 verspricht, ein spannendes Jahr zu werden. Wie sehen Sie das, welche Hürden muss die Branche in den nächsten Monaten nehmen?
Wolfgang Roell: Zu den Hauptthemen, mit denen sich die Personaldienstleistung auseinandersetzen muss, gehören zweifellos einerseits der anhaltende Personalmangel, andererseits die fortschreitende Digitalisierung. Letzterer steht der hohe Bürokratieaufwand entgegen, mit dem die Branche seit jeher zu kämpfen hat. Nicht umsonst fordert der GVP – bzw. seine Vorgänger BAP und iGZ – eine Abschaffung der Schriftform, um die Branche zu entlasten. Aber auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen wirken sich natürlich stark aus und können für sehr viel Unruhe sorgen. Hier sage ich nur „Einschränkungen der Zeitarbeit in der Pflege“.
arbeitsblog: Wie wirken sich die von Ihnen genannten Faktoren aus?
Wolfgang Roell: Vor welche Probleme der Personalmangel die Branche stellt, dürfte selbsterklärend sein. Wenn ich keine passenden Arbeitskräfte habe, kann ich meine Kundenaufträge auch nicht bedienen. Da hilft auch die beste Auftragslage nichts, wie etwa auch Axel Walz vor Kurzem im Blog treffend aufgezeigt hat. Umfragen ergeben immer wieder: Die große Mehrheit der Personaldienstleister sieht den Bewerbermangel als ein ernstes Problem an. Gleichzeitig macht sich auch bemerkbar, dass es vielerorts an internen Mitarbeitenden fehlt.
arbeitsblog: Welche Konsequenzen hat das für die Personaldienstleister?
Wolfgang Roell: Gerade aufwendige, zeitintensive Aufgaben wie etwa die Lohnabrechnung belegen wertvolle Kapazitäten – schließlich kann man sie nicht einfach liegen lassen. Statt sich um ihr Kerngeschäft zu kümmern und Recruiting sowie Vertrieb zu betreiben, sind viele Personaldienstleister mit der Erledigung administrativer Aufgaben beschäftigt.
arbeitsblog: Gibt es hierzu Alternativen?
Wolfgang Roell: Die gibt es durchaus. Eine mögliche Lösung ist, Aufgaben wie die Lohnabrechnung an externe Dienstleister zu vergeben und sich damit wieder selbst Freiraum zu schaffen. Hierzu können wir zum Beispiel unsere Kunden umfassend beraten. Zu diesem Zweck schlossen wir Ende des vergangenen Jahres eine Partnerschaft mit der easy payroll GmbH, einem unabhängigen Partner für die Entgeltabrechnung, der alle komplexen Lohnangelegenheiten regelt. So können Personaldienstleister viele „lästige“ Doings auslagern: Während wir von EKF uns um die Sicherung der Liquidität, die Absicherung von Debitorenausfällen sowie das komplette Debitorenmanagement kümmern, übernimmt easy payroll die Administration im Bereich der Lohnabrechnungen.
Gerade aufwendige, zeitintensive Aufgaben wie etwa die Lohnabrechnung belegen wertvolle Kapazitäten – schließlich kann man sie nicht einfach liegen lassen.
arbeitsblog: Sie haben auch den Aspekt der Digitalisierung genannt. Was ist hier die Hauptherausforderung für Personaldienstleister?
Wolfgang Roell: Wie eingangs erwähnt, läuft in der Branche noch vieles in Papierform, weil es die Gesetze so erfordern. Doch die Personaldienstleistung darf den digitalen Fortschritt natürlich nicht an sich vorbeiziehen lassen. Und die Branche hat das durchaus gemerkt. Eine Analyse von Lünendonk und Hossefelder beispielsweise zeigt, dass rund 94 Prozent der Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren in digitale Prozesse investiert haben. Doch nur ein Drittel gibt an, aktuell mit fortgeschrittener Software zu arbeiten. Dazu zitiere ich nur mal kurz aus der Studie: „Einige Zeitarbeitsunternehmen, darunter vor allem kleinere, verwalten ihre Bewerberinnen und Bewerber sowie Wiedervorlagen mit Outlook und Excel statt mit spezieller Software. Ab einer gewissen Datenmenge wird das allerdings schnell unübersichtlich und ineffizient.“
arbeitsblog: Woran kann das liegen?
Wolfgang Roell: Je weiter die Digitalisierung voranschreitet, umso unübersichtlicher wird die Angebotslage. Was gibt es auf dem Markt, wie hilft es mir weiter? Hier den Überblick zu behalten und immer auf dem neuesten Stand zu sein, kann mitunter schwierig sein. Die Herausforderungen kennen wir selbst sehr gut. Auch hier wollen wir unsere Kunden unterstützen und kooperieren deswegen mit führenden Anbietern auf dem Gebiet. Neben der AGIL Software GmbH kommt jetzt die PD Connect GmbH neu dazu. Sie beraten unabhängig in Sachen Softwarelösungen und unterstützen mit umfangreichen hausinternen Consulting- und Schulungsthemen sowie mit eigenen Softwarelösungen
arbeitsblog: Welchen Zweck verfolgen Sie mit Ihren Partnerschaften?
Wolfgang Roell: Wir versuchen natürlich vor allem, unseren Kunden aus der Personaldienstleistungsbranche einen Mehrwert zu bieten. In vielen Fällen handelt es sich um mittelständische Unternehmen, die nicht alle Bereiche selbst abdecken können, etwa die Lohnbuchhaltung oder das Themengebiet Software. Wer leistet sich schon eine eigene Software und IT-Abteilung? Daher profitieren unsere Kunden davon, wenn wir uns mit anderen starken Partnern zusammenschließen und sie umfassend beraten und unterstützen können.
arbeitsblog: Herr Roell, vielen Dank für das Gespräch!