13.08.2019 Redaktion arbeitsblog

So kann Outplacement zum Erfolg für alle werden

  • In Zeiten schlechter Auftragslagen müssen Personaldienstleister den Gürtel häufig enger schnallen. Zum Geschäft gehört dann meist auch die Kündigung nicht mehr benötigter Mitarbeiter
  • Auf der anderen Seite gibt es zum gleichen Zeitpunkt Zeitarbeitsunternehmen, bei denen der Bedarf nach erfahrenem Personal steigt. Diese suchen jedoch oft nach der berühmten „Nadel im Heuhaufen“ – eine Ressourcen verschlingende, mühsame Prozedur
  • Dieses Problem hat auch der Berliner Oktay Özcan erkannt und „Kombo-Outplacement“ gegründet:  Die Vermittlungsplattform verspricht den Outplacement-Prozess zu professionalisieren. Zeitarbeitnehmer auf Jobsuche sollen möglichst schnell mit Personaldienstleistern auf Mitarbeitersuche zusammengebracht werden

Wenn sich Unternehmen von einem Mitarbeiter trennen, kann das im Bösen, aber eben auch im Guten geschehen. Erreicht das Auftragsvolumen des Personaldienstleisters erst einmal eine Delle, bleibt ihm häufig nichts anderes übrig, als Stellen abzubauen. Bei einer regulären Kündigungsfrist stehen die Arbeitnehmer dann relativ schnell vor dem Nichts.

Dass das so nicht ganz stimmt, belegt das Zauberwort „Outplacement“, das immer häufiger auf den Seiten der Zeitarbeitsfirmen zu finden ist. Darunter versteht man, dass Unternehmen, die auf einmal weniger Bedarf an Personal haben, ihren Mitarbeitern bei der Suche einer neuen Stelle zur Seite stehen oder finanzielle Mittel für eine berufliche Neuorientierung bereitstellen. Viele Personaldienstleister bieten ihren Kunden daher Outplacement-Beratung an, um einen sozialverträglichen Übergang der Mitarbeiter in einen anderen Job – ja vielleicht sogar beim jeweiligen Personaldienstleister – zu ermöglichen.

Aber wer hilft dem Zeitarbeitsunternehmen, wenn es mal selbst eine Auftragsdelle wegzustecken hat? Wie wird sichergestellt, dass die entlassenen Zeitarbeitsnehmer schnell wieder bei einem anderen Personaldienstleister unterkommen? Hier hat die Branche eine offene Flanke. Gerade zu logisch wäre doch, wenn ein Vermittler zwischen Zeitarbeitsunternehmen, die aufgrund von einer schwachen Auftragslage Mitarbeiter abgeben müssen, und Zeitarbeitsunternehmen, die gerade händeringend nach Arbeitskräften suchen, existieren würde.

Bisher mussten dazu entlassende und aufnehmende Unternehmen jeweils selbst auf die Suche nacheinander gehen – ein aufwändiger und oftmals nur bedingt Erfolg versprechender Prozess. Das berichtet Oktay Özcan, der selbst jahrelang als Recruiter in der Zeitarbeit tätig war. Deshalb gründete er die Online-Plattform „Kombo-Outplacement“ mit dem Ziel, den Recruiting-Prozess künftig zu professionalisieren. Über die Vermittlungs-Plattform sollen gekündigte Zeitarbeitnehmer, die in der Branche bereits wertvolle Erfahrung sammeln konnten, schneller zu einem neuen Job finden. Wir haben mit Gründer und Inhaber Oktay Özcan über sein Geschäftsmodell gesprochen.

Innerhalb von zwölf Monaten haben meine Kollegin und ich zwischen 100 und 120 Zeitarbeitnehmer kündigen müssen. Zwar haben wir in etwa gleich viele Menschen wieder eingestellt, die Gekündigten waren aber trotzdem erstmal ohne Job. Daraufhin habe ich mich bei Kollegen in der Branche umgehört und es stellte sich heraus: überall herrschten die gleichen Zustände.

– Oktay Özcan über die Entstehung seiner Idee:

Wie sind Sie auf die Idee zu Kombo-Outplacement gekommen?
Die Idee dazu kam mir vor zwei Jahren als ich als Recruiter bei einem Zeitarbeitsunternehmen eines der unzähligen Bewerbungsgespräche geführt habe. Ein Kandidat hat sich vorgestellt und ich konnte ihn für den Job begeistern. Der Kandidat sagte damals ganz abgeklärt zu mir ‚Herr Özcan, ich werde unterschreiben, aber ich weiß auch, wenn Sie keinen Job mehr für mich haben, droht mir gleich eine Kündigung‘. Das hat damals lange bei mir nachgehallt und mich beschäftigt. Ein Blick in meine Statistiken hat ihm Recht gegeben: Da habe ich auf einen Blick gesehen, wie viele Menschen eingestellt und wie viele wieder entlassen werden. Als Recruiter merkt man das im Tagesgeschäft kaum. Innerhalb von zwölf Monaten haben meine Kollegin und ich zwischen 100 und 120 Zeitarbeitnehmer kündigen müssen. Zwar haben wir in etwa gleich viele Menschen wieder eingestellt, die Gekündigten waren aber trotzdem erstmal ohne Job. Daraufhin habe ich mich bei Kollegen in der Branche umgehört und es stellte sich heraus: überall herrschten die gleichen Zustände.

Wie kam schließlich der Schritt vom Erkennen des Potenzials hin zu Kombo-Outplacement?
Als Recruiter habe ich mich immer gerne auf Stepstone und Co. verlassen, dachte aber auch, dass ein Pool an reinen Zeitarbeitskräften für meine Branche zielführender wäre. Wenn es sich zusätzlich noch um ausschließlich gekündigte Arbeitskräfte handelt – die aktiv suchen – wäre die Qualität der Treffer für Recruiter noch einmal deutlich höher.

An welchem Punkt steigt das Portal im Recruiting-Prozess ein und wie funktioniert es?
In einem Großteil der Arbeitsverhältnisse beträgt die Kündigungsfrist vier Wochen. Was ich verhindern will, ist, dass ein gekündigter Zeitarbeitnehmer zur Agentur für Arbeit gehen muss. Denn dann haben wir ihn erstmal verloren. Es dauert in der Regel ein paar Wochen, bis sein Ex-Arbeitgeber ihm die Arbeitsbescheinigung ausfüllt. Bis die ersten Vermittlungsvorschläge folgen, vergehen weitere Tage und Wochen. Insgesamt verstreichen so teilweise zwei Monate, bis eine weitere Einstellung erfolgen kann. Dies können wir umgehen, wenn noch innerhalb der Kündigungsfrist eine Outplacement-Dienstleistung angenommen wird. In kürzester Zeit bringen wir den Lebenslauf des Bewerbers auf Vordermann und vermitteln anschließend möglichst viele Vorstellungsgespräche.

Welche Vorteile bietet der Service für die einzelnen Beteiligten im Recruiting-Prozess?
Das abgebende Zeitarbeitsunternehmen erhält von uns eine Prämie, sobald der Zeitarbeitnehmer über Kombo-Outplacement einen neuen Job gefunden hat. Klappt das binnen weniger Tage, können sich die beiden Parteien (Noch-Arbeitgeber und Arbeitnehmer) auf einen Aufhebungsvertrag verständigen. Dadurch verkürzt sich die Zeit, in der der Noch-Arbeitgeber für den Gekündigten aufkommen muss. Zudem können Arbeitgeber die Mitgliedschaft in unserem Outplacement-Tool für die Imagepflege nutzen. Klar ist, dass niemand gerne über das Ende einer Anstellung spricht. Ist es dann jedoch so weit, kann der Arbeitgeber immerhin noch aktiv dabei helfen, schnell einen neuen Job zu finden. Dieser Mehrwert ist nicht zu unterschätzen. Der Ex-Angestellte wird mit Sicherheit dankbar sein.

Der aufnehmende Zeitarbeitgeber hat den Vorteil, dass er in kürzester Zeit neue Bewerber findet und dadurch eine höhere Chance auf neue, passende Mitarbeiter hat, die zudem vorher schon in der Branche tätig waren und entsprechend die Abläufe kennen.

– Der Gründer von Kombo-Outplacement über die Vorzüge seiner Vermittlungs-Plattform:

Auch die Vorteile für Arbeitnehmer liegen auf der Hand. Wir beraten den Zeitarbeitnehmer und helfen bei der Erstellung eines neuen Lebenslaufs. Im Idealfall findet er in kürzester Zeit eine adäquate Stelle bei einem anderen Zeitarbeitgeber und kann ohne lästige Übergangszeit direkt dort anfangen.

Der aufnehmende Zeitarbeitgeber hat den Vorteil, dass er in kürzester Zeit neue Bewerber findet und dadurch eine höhere Chance auf neue, passende Mitarbeiter hat, die zudem vorher schon in der Branche tätig waren und entsprechend die Abläufe kennen.

Aber was unterscheidet Ihr Unternehmen dann vom Rest der Jobbörsen?
Unsere Stärke im Vergleich zu den Mitbewerbern ist, dass wir auf schnell frei werdende Zeitarbeitnehmer zugespitzt sind, die die Branche kennen und auch ein eigenes Interesse an einer neuen Stelle haben.

Wie groß schätzen Sie den Markt ein und wie erfolgreich agieren Sie darin bereits?
Wir sind seit sechs Monaten aktiv und haben bisher sieben Zeitarbeitsunternehmen in Berlin von unserer Dienstleistung überzeugen können. So kommen wir auf rund drei bis vier zu vermittelnde Arbeitnehmer im Monat. Wir hoffen, die bisher recht überschaubare Anzahl bald deutlich erhöhen zu können. Die Zahlen der Agentur für Arbeit machen uns da Hoffnung: In der zweiten Jahreshälfte 2018 gab es rund 363.000 Entlassungen in der Zeitarbeit in ganz Deutschland. Von dieser Gruppe waren alleine in Berlin mehr als 25.000 Zeitarbeitnehmer, 30 Tage nachdem ihr Arbeitsverhältnis endete, noch immer ohne Job. Das sind aus meiner Sicht alles potenzielle Kandidaten, die über das Recruiting-Tool vermittelt werden könnten.

Für jeden vermittelten Mitarbeiter bekommt das Unternehmen bis zu 750 Euro gutgeschrieben. Die kann es dann wieder auf der Suche nach neuen Mitarbeitern einsetzen. So soll ein Kreislauf entstehen.

– Die Vermittlung lohnt sich auch für abgebende Zeitarbeitsfirmen, so Özcan:

Der Service kostet zwischen 1.500 und 2.000 Euro pro vermitteltem Arbeitnehmer und wird in drei Raten bezahlt. Das klingt auf den ersten Blick recht teuer.
Für Recruiter reicht es längst nicht mehr, einfach eine Stelle zu schalten, sich zurückzulehnen und dann abzuwarten, wer da so kommt. Mittlerweile müssen neue Wege gegangen werden und wir bieten einen davon an. Außerdem wollen wir mit den bereits angesprochenen Prämien erreichen, dass die teilnehmenden Zeitarbeitsunternehmen aktiv dafür sorgen, dass die eigenen gekündigten Arbeitnehmer über uns vermittelt werden. Für jeden vermittelten Mitarbeiter bekommt das Unternehmen bis zu 750 Euro gutgeschrieben. Die kann es dann wieder auf der Suche nach neuen Mitarbeitern einsetzen. So soll ein Kreislauf entstehen. Die Anmeldung auf der Plattform ist völlig kostenlos. Es kostet erst Geld, wenn man sich einen Mitarbeiter vermitteln lassen will. Zudem setzen wir uns mit dem entlassenen Mitarbeiter hin, der dank seines alten Arbeitgebers hoffentlich bald einen neuen Job hat, und befragen ihn über seine bisherige Stelle. Zeichnet sich ab, dass er eine gute bis sehr gute Bewertung auf den einschlägigen Portalen (bspw. Kununu und Google) hinterlassen würde, dann helfen wir ihm dabei. Dies kann zusätzlich das Image des abgebenden Zeitarbeitsunternehmens aufbessern.
 

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