So geht es der Zeitarbeitsbranche: Neue Zahlen der Bundesagentur für Arbeit
- Die Personaldienstleistungsbranche hat oftmals stark mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen, aber auch gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen zu kämpfen.
- Die Bundesagentur für Arbeit hat nun den Bericht „Entwicklungen in der Zeitarbeit“ für das Jahr 2023 veröffentlicht und beleuchtet die Branche aus unterschiedlichen Blickpunkten. Mehrere Zahlen und Statistiken zeichnen dabei ein umfangreiches Bild der Zeitarbeit in Deutschland.
- Wir haben einen Blick in den Bericht geworfen und die wichtigsten Entwicklungen zusammengefasst.
Die Zahlen der Personaldienstleistungsbranche gehen auch im Jahr 2023 weiter nach unten, wie es aus dem aktuellen Bericht der Bundesagentur für Arbeit (BA) „Entwicklungen in der Zeitarbeit“ hervorgeht. Hier macht sich einmal mehr deutlich bemerkbar: Die Zeitarbeit ist gegenüber konjunkturellen Entwicklungen besonders empfindlich und kann somit als Frühindikator für den deutschen Arbeitsmarkt dienen.
Immer weniger Beschäftigte und Betriebe
Laut BA ist bereits seit 2019 ein Rückgang der Beschäftigungszahlen in der Zeitarbeit zu erkennen. Die Corona-Pandemie beschleunigte den gesamten Prozess weiter und verursachte einen tiefen Einbruch. Nach einer kurzen Erholungsphase im Anschluss sanken die Zahlen 2023 auf durchschnittlich 796.000 Beschäftigte und erreichten nun erneut das Niveau der Pandemie. Positiv anzumerken ist, dass die Branche fast ausschließlich sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Auch die Zahl der Personaldienstleistungsbetriebe sinkt weiter: Zum Jahresende 2023 gab es in Deutschland 46.000 Unternehmen in der Branche – zwei Prozent weniger als noch im Vorjahr. Etwa 23 Prozent davon sind Unternehmen, die ihren Schwerpunkt auf die Arbeitnehmerüberlassung legen und 78 Prozent der Zeitarbeitnehmenden beschäftigen.
Möglichkeiten für den Einstieg
Dennoch bietet die Personaldienstleistungsbranche auch weiterhin zahlreiche Chancen für den deutschen Arbeitsmarkt. Die Studie der BA zeigt auf: Zeitarbeit ist gerade für junge Menschen besonders attraktiv, die in die Berufstätigkeit einsteigen und Erfahrungen sammeln wollen. Rund 48 Prozent der Zeitarbeitnehmenden waren im Jahr 2023 unter 35 Jahre alt.
Darüber hinaus wird in der Zeitarbeit häufiger ein niedriges Anforderungsniveau verlangt. Dadurch ist die Hürde, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, geringer. Nach Angaben der BA führte mehr als die Hälfte der Beschäftigten in der Arbeitnehmerüberlassung 2023 eine Helfertätigkeit aus und 29 Prozent hatten im Jahresdurchschnitt keine abgeschlossene Berufsausbildung. Besonders auffällig: Die Zeitarbeit ist nach wie vor eine von Männern dominierte Branche. 70 Prozent der Beschäftigten in der Arbeitnehmerüberlassung sind männlichen Geschlechts.
Welche positiven Auswirkungen die niedrige Einstiegsschwelle durch eine Einstellung in der Personaldienstleistung hat, ist deutlich an den Zahlen der Arbeitslosen zu erkennen, die durch die Zeitarbeit nachhaltig in der Berufswelt verblieben sind. Konkret bedeutet das laut Bericht der BA: Neun von zehn Arbeitslosen, die eine Beschäftigung in der Zeitarbeit aufgenommen haben, sind nach zwölf Monaten nach wie vor sozialversicherungspflichtig beschäftigt – und teilweise auch in anderen Branchen tätig.
Zeitarbeit bietet neben jungen Menschen auch Geringqualifizierten und Ausländern eine Einstiegsmöglichkeit in den Arbeitsmarkt.
Auch für Arbeitnehmende mit ausländischer Staatsangehörigkeit eröffnet die Zeitarbeit eine geeignete Chance für den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt. Fast jeder zweite Zeitarbeitnehmende hatte 2023 eine ausländische Herkunft. Da ausländische Berufsausbildungen in Deutschland oftmals nicht anerkannt werden, finden besonders Schutzsuchende und Asylbewerbende Anschluss in der Zeitarbeit. Gerade Menschen aus der Ukraine sind seit dem Krieg vermehrt in der deutschen Zeitarbeit beschäftigt: Während es 2021 noch knapp 2.000 ukrainische Zeitarbeitnehmende gab, ist deren Zahl im Jahr 2023 auf 11.000 angestiegen.
Dynamik ohne Ende
Die Zeitarbeit ist eine besonders flexible Beschäftigungsform – bestätigt nun auch der Bericht der BA. Demnach werden Beschäftigungsverhältnisse in der Arbeitnehmerüberlassung häufiger geschlossen bzw. beendet. Auch die durchschnittliche Dauer ist kürzer. Das hängt laut BA vor allem mit der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland zusammen. Personaldienstleister spüren die Folgen einer sinkenden Konjunktur meist zeitnah und reagieren darauf besonders flexibel: So haben 2023 weniger Arbeitnehmende eine Stelle in der Zeitarbeit angenommen als noch in den Jahren 2021 und 2022. Knapp 20 Prozent der 2023 beendeten Beschäftigungsverhältnisse dauerten ein Jahr oder mehr.
In diesen Branchen wird Zeitarbeit eingesetzt
Aus dem Bericht der BA geht hervor, dass die meisten Zeitarbeitskräfte in Produktionsberufen eingesetzt wurden (289.000 Personen), dicht gefolgt von sonstigen Dienstleistungsberufen (284.000 Personen). Mit etwas größerem Abstand folgen die Bereiche der personenbezogenen Dienstleistungsberufen (117.000 Personen) sowie der kaufmännischen und unternehmensbezogenen Dienstleistungsberufen (84.000 Personen). Im Bereich IT- und naturwissenschaftliche Dienstleistungsberufe ist mit 22.000 Personen der Anteil der Zeitarbeitskräfte am geringsten.
Interessierte können den kompletten Bericht auf der Website der Bundesagentur für Arbeit als PDF-Datei kostenfrei herunterladen.