02.09.2024

„Personaldienstleister müssen stärker auf Vertriebsmaßnahmen setzen.“

  • Fachkräftemangel auf der einen, unstete Auftragslage auf der anderen Seite: Personaldienstleister sind derzeit mit komplexen Herausforderungen konfrontiert.
  • Wie können sie daraus Chancen machen und sich langfristig positionieren?
  • Über die Entwicklungen der Branche und deren Potenziale sprechen wir mit Stefan Kramer, CEO Recruit & Clean bei zvoove.

arbeitsblog: Hallo Stefan, du bringst jahrelange Erfahrung in der Personaldienstleistung mit und hast die Entwicklungen der Branche in den vergangenen Jahren begleitet. In welche Richtung entwickelt sich die Personaldienstleistung und mit welchen Herausforderungen wird sie dabei konfrontiert?

Stefan Kramer: Die Landschaft am Arbeitsmarkt wird zunehmend komplexer. Auf der einen Seite haben wir den anhaltenden Fach- und Arbeitskräftemangel, der in vielen Bereichen vorherrscht und es Personaldienstleistern erschwert, qualifiziertes Personal zu rekrutieren. Besonders in Bereichen wie IT, Pflege, Ingenieurwesen und Handwerk ist der Wettbewerb um Talente intensiv. Hier beobachten wir in den letzten Jahren zudem ein Phänomen, das zunehmend das Recruiting prägt: Angebot und Nachfrage scheinen nicht mehr zueinander zu passen. Die verfügbaren Arbeitskräfte bringen oftmals andere Qualifikationen und Skills mit, als in den ausgeschriebenen Stellen gefordert sind. Der demografische Wandel trägt hier sicherlich auch seinen Teil bei und macht die Erschließung neuer Zielgruppen erforderlich. Das können ältere Arbeitnehmende, Frauen oder auch internationale Fachkräfte sein – wobei es hier gerade für Personaldienstleister weitere Stolpersteine gibt, Stichwort Drittstaatenanwerbung.

Stefan Kramer

Auf der anderen Seite steht natürlich die fragile wirtschaftliche Lage, die Unternehmen verunsichert und die Planung erschwert. Diese Entwicklung macht sich in einem Rückgang der Auftragslage bemerkbar und sorgt zudem für einen höheren Wettbewerbs- und Preisdruck. Traditionelle Personaldienstleister müssen sich mit maßgeschneiderten Lösungen positionieren, ihre Effizienz steigern und ihre Wertschöpfungsketten optimieren, um langfristig am Markt erfolgreich zu bleiben. Dazu gehört vor allem auch Investition in den Vertrieb – ein Bereich, der von vielen Personaldienstleistern über die letzten Jahre sträflich vernachlässigt wurde.

Moderne Rekrutierungsprozesse generieren riesige Mengen an Daten, die von Bewerberprofilen, Lebensläufen, Leistungsbeurteilungen bis hin zu Markttrends reichen. Je schneller sowie zielgerichteter sie analysiert und eingeordnet werden, umso größer der Vorteil für den Personaldienstleister.

Stefan Kramer

arbeitsblog: Wie kann das gelingen?

Stefan Kramer: Hier beobachten wir derzeit eine leicht paradoxe Situation. Denn auf der einen Seite gibt es neben den oben genannten Faktoren noch eine weitere Entwicklung beim Recruiting, die viele Personaldienstleister derzeit vor Herausforderungen stellt: Digitalisierung. Schließlich ist die Anschaffung neuer Software mit Kosten und Zeitaufwand verbunden. Außerdem kann es bei der Fülle an Lösungen, Technologien und Versprechen in künstliche Intelligenz am Markt schwerfallen, den Überblick zu behalten und die richtige Software für das eigene Unternehmen zu finden. Auf der anderen Seite sind es aber genau diese Faktoren, die auf lange Sicht Chancen eröffnen und dabei unterstützen werden, Potenziale auszuschöpfen und die Effizienz zu steigern. Personaldienstleister müssen sich also damit auseinandersetzen – und je früher sie das tun, umso besser.

arbeitsblog: Wie können sie davon profitieren? 

Stefan Kramer: Die Vorteile sind vielfältig – angefangen bei der Effizienzsteigerung. Die Digitalisierung einfacher Abläufe kann eine immense Zeitersparnis bedeuten, sei es beim automatischen Einscannen von Lebensläufen und dem Abgleich mit Stellenanforderungen oder bei der Übernahme von administrativen Aufgaben. All das kann den internen Mitarbeitenden Freiraum verschaffen, sich auf wertschöpfende Tätigkeiten zu konzentrieren.

Darüber hinaus ermöglichen digitale Tools ein besseres Datenmanagement und eine umfangreiche Analyse. Moderne Rekrutierungsprozesse generieren riesige Mengen an Daten, die von Bewerberprofilen, Bewerbungsverläufen, Leistungsbeurteilungen bis hin zu Markttrends reichen. Dank diesen Informationen gewinnen Personaldienstleister tiefe Einblicke in den Arbeitsmarkt und in Bewerberprofile. Je schneller sowie zielgerichteter sie analysiert und eingeordnet werden, umso größer der Vorteil. Plus: Durch die Auswertung von Trends und Entwicklungen in verschiedenen Branchen können Personaldienstleister den zukünftigen Personalbedarf ihrer Kunden besser vorhersagen. Das ermöglicht es ihnen, ihre Dienstleistungen entsprechend anzupassen und Kunden proaktiv passende Kandidat*innen anzubieten.

Nicht zuletzt kann es für Personaldienstleister ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein, wenn sie passgenaues Matching anbieten – gerade vor dem Hintergrund der eingangs erwähnten „Lücke“ zwischen den verfügbaren Kompetenzen und den Anforderungen in offenen Stellen. Davon profitieren auch alle anderen beteiligten Parteien: Bewerber*innen bekommen Jobangebote, die auf ihr Profil zugeschnitten sind. Unternehmen schließen ihre Vakanzen schneller, wodurch sie letztendlich unnötige Kosten vermeiden. Damit positionieren sich Personaldienstleister als kompetente Partner und stärken das Vertrauen in die eigenen Dienstleistungen.

arbeitsblog: Das klingt gut. Doch wie du schon sagtest: Bei der Fülle an Lösungen fällt es schwer, die richtige zu wählen. Bietet ihr hier Support für eure Kunden? 

Stefan Kramer: Selbstverständlich haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie wir unsere Kunden bestmöglich unterstützen können. Das Ergebnis ist eine Lösung, die wir erstmals auf der diesjährigen Zukunft Personal Europe (ZPE) vom 10. bis zum 12. September in Köln vorstellen: zvoove Cockpit – powered by RecruitNow. Dabei handelt es sich nicht um ein klassisches Recruitingtool, sondern um eine Lösung an der Schnittstelle von Bewerber- und Kundenmanagement. Cockpit analysiert aktuelle Marktdaten und ermöglicht es damit, auch Unternehmen in Betracht zu ziehen, zu denen der Personaldienstleister noch keinen Kontakt hatte. Das System stellt automatisch die Verbindung zwischen den analysierten Markt- bzw. Unternehmensdaten und den verfügbaren Profilen im eigenen Talentpool her. Damit ist es in Deutschland einmalig. Praxiserprobt ist die Software bereits seit Jahren, denn unsere niederländische Niederlassung RecruitNow vertreibt es seit langer Zeit sehr erfolgreich. Die Kunden sind höchst zufrieden damit und können bis zu 11 Prozent mehr Stunden abrechnen, was natürlich einen direkten Umsatzwachstum mit sich bringt. Außerdem berichten Kunden von 1,5 Stunden Zeitersparnis pro Recruiter pro Tag – Zeit, die sinnvoll in die intensive Aufgabe des Rekrutierens investiert werden kann.

arbeitsblog: Lässt sich die Lösung in bestehende zvoove-Systeme integrieren?

Stefan Kramer: Aber natürlich, und zwar über eine bidirektionale Schnittstelle. Das hat den riesigen Vorteil, dass Daten nur einfach gepflegt werden müssen. Wer sich selbst ein Bild davon verschaffen will, sollte uns bei der ZPE am Stand B.27 in Halle 4.1 besuchen. Vor Ort beantworten wir gerne alle Fragen!

arbeitsblog: Vielen Dank für das Gespräch – und viel Erfolg auf der ZPE! 

Kontakt

0911974780 info@kontext.com