29.06.2021 Redaktion arbeitsblog

Neue Produktwelt = höhere Preise? Was ist bei zvoove los?

  • Die Personaldienstleistung befindet sich im Umbruch. Die Corona-Pandemie befeuert den Trend zur Konsolidierung: Erst vor Kurzem haben sich Timepartner und Zaquensis zusammengeschlossen, zuvor hatte Amadeus FiRe GFN übernommen und Work Service Deutschland gehört nun zur Gi Group.
  • Eine ähnliche Entwicklung macht sich am HR-Software-Markt bemerkbar. Der Zusammenschluss von LANDWEHR, prosoft, rhb und BackOffice zur zvoove Group war ein echter Paukenschlag. Und zuletzt gaben GermanPersonnel, Compana, Evint und Avax den Launch ihrer gemeinsamen Marke compleet bekannt.
  • Vor allem kleine und mittlere Personaldienstleister befürchten nun, dass die Konsolidierungen zur Marktbeherrschung durch wenige Anbieter und somit zu Preiserhöhungen führen werden.
  • Im heutigen Beitrag konfrontieren wir zvoove-Geschäftsführer Denny Hölscher mit einem konkreten Leserhinweis. Was ist an den Vorwürfen dran?

Der Zusammenschluss der Software-Anbieter LANDWEHR, prosoft, rhb und BackOffice zur zvoove Group im vergangenen Jahr hat vor allem bei den Wettbewerbern für viel Aufsehen gesorgt und einige dynamische Veränderungen ausgelöst. Künftig wollen GermanPersonnel, Compana, Evint und Avax unter dem Markendach compleet den Markt im Recruiting und Workforce-Management vereint bearbeiten. Branchenkenner bewerten den Schritt als Reaktion auf den zvoove-Deal.

In den Software-Markt ist also viel Bewegung gekommen – sowohl in der Personaldienstleistung an sich als auch in der gesamten HR-Szene. Corona hat dies noch zusätzlich befeuert. In der Krise zeigt sich – so fasst das der renommierte Fachverlag Haufe zusammen –, dass derjenige, der seine „Kernprozesse in der Personalarbeit digitalisiert und frühzeitig in Software investiert hat, auch in Zeiten von Homeoffice handlungsfähig bleibt“. Da ist also richtig Druck auf dem Kessel.

Entsprechend nervös reagiert der Markt – besonders in der Personaldienstleistung. Das Angebot an Software-Lösungen ist hier weiterhin groß, doch sind vor allem kleinere und mittlere Unternehmen über die jüngsten Konsolidierungsprozesse nicht sehr erfreut. Kritiker des Zusammenschlusses der zvoove Group etwa wittern die Gefahr einer „marktbeherrschenden Stellung“, die letztlich zu einem Preisdiktat für die Kunden führen werde.

Erst dieser Tage erreichte die Redaktion des arbeitsblogs ein Hinweis, der genau diese Sichtweise zum Inhalt hatte. Konkret kritisierte der Absender, dass zvoove bestehende Kunden zum Erwerb erweiterter Lizenzen zwinge.

Was ist an dem Vorwurf dran? Wir haben die Verantwortlichen von zvoove mit den Aussagen der E-Mail konfrontiert. Im arbeitsblog-Interview steht uns Denny Hölscher, in der Geschäftsführung für den Bereich Personaldienstleistung verantwortlich, Rede und Antwort.

Porträtfoto von Denny Hölscher
Denny Hölscher, CCO/CMO bei zvoove

arbeitsblog: Denny, schön, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Das ist bei so einem Thema nicht selbstverständlich. Was sagst Du zu den Vorwürfen unseres Hinweisgebers?

Denny Hölscher: Die können wir gerne im Detail betrachten. Zunächst einmal ist es richtig, dass wir bei zvoove unsere Produktwelt erweitert und angepasst haben. Wir verkaufen keine starren Lizenz- und Wartungsverträge mehr, sondern stellen unser Portfolio auf das flexible „Subscription-Modell“ um. Mit unseren neuen Paketen werden alle Prozesse unserer Kunden End-to-End digitalisiert und automatisiert, was für die Anwender ein Maximum an Performance und Wertschöpfung bedeutet. Gleichzeitig stehen dem Kunden je nach Paket umfangreiche neue Funktionen zur Verfügung und selbstverständlich bieten wir nach wie vor die gewohnte rechtliche Verlässlichkeit zu allen Themen der Personaldienstleistung – Stichwort Compliance.

arbeitsblog: Was bedeutet die Umstellung konkret für Eure Kunden? Was passiert mit den bestehenden Lizenzverträgen?

Denny Hölscher: Wir bieten unseren Kunden auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Produkt- und Servicepakete an – wie das mittlerweile in der Software-Welt auch absolut üblich ist und immer mehr zum Trend wird. Es handelt sich dabei um drei unterschiedliche Bundles: Basic, Professional und Professional Plus. Je nach Größe und Anforderungen des jeweiligen Unternehmens bieten diese Packages einen optimierten Umfang. Damit ermöglichen wir unseren Kunden den Einstieg in eine neue Produktwelt sowie mehr Flexibilität.

arbeitsblog: Bevor wir auf die von Dir angesprochenen Vorteile kommen, noch mal die Frage nach der Umstellung – wie ist das nun genau?

Denny Hölscher: Die erweiterten Möglichkeiten in der Produktwelt führen natürlich auch dazu, dass wir unser Vertragswesen auf die neuen Gegebenheiten anpassen. Konkret bedeutet das, dass wir unseren Kunden mit dem Ablauf ihrer bestehenden Wartungsverträge das Angebot zum Wechsel in die neuen Paketverträge machen. Die Zeiteinsparungen durch die erweiterten End-to-End-Funktionalitäten und der Preisvorteil im Vergleich zu Insellösungen von Fremdherstellern sind die wesentlichen Vorteile für unsere Anwender. Hinzu kommen aktuell noch Wechselangebote für Schnellentschlossene. Unsere Kunden können sich jederzeit gerne von unseren Vertriebskollegen in einem persönlichen Gespräch über ihre individuellen Vorteile wie Zeitgewinn und Kosteneinsparungen beraten lassen.

arbeitsblog: Ergeben sich für Eure Kunden darüber hinaus weitere Vorteile? Was haben sie tatsächlich von der Umstellung?

Denny Hölscher: Statt sich an starre Lizenzverträge zu binden, können die Kunden künftig genau das Paket wählen, das zu ihren Bedürfnissen passt. Wer etwa derzeit nur zvoove für Personaldienstleister und Analytics benötigt, entscheidet sich für das Basic-Paket. Wer alle Abläufe von der Bedarfsmeldung über das Recruiting bis hin zur Lohnabrechnung mit aufeinander abgestimmten Software-Lösungen abdecken will, für den eignet sich das Professional-Plus-Paket gut. Das bedeutet für ihn minimalen Aufwand und Service von A bis Z aus einer Hand. Nicht zuletzt sind unsere Servicepakete, die in der alten Software-Welt gesondert abgerechnet werden, in den neuen zvoove-Paketen bereits enthalten.

arbeitsblog: Kritiker wie beispielsweise der Mailschreiber werfen Euch vor, Ihr würdet so Eure Marktmacht ausnutzen.

Denny Hölscher: Wer sich mit den Vorteilen auseinandersetzt, wird schnell merken, dass solche Aussagen Quatsch sind. Wie viele andere innovative Unternehmen, optimieren wir unser Produktportfolio mit Blick auf die neuen Herausforderungen unserer Kunden, ergänzen es mit weiteren wichtigen Funktionen und schaffen so permanent neue Möglichkeiten. Genau das erwarten unsere Kunden ja auch von uns. Zum Marktführer, dem die Kunden vertrauen, wird man nicht, indem man sich ausruht, sondern indem man dem Markt immer wieder mehr und Besseres anbietet.

arbeitsblog: Aber dieses Mehr kostet dann ja auch mehr Geld. Und das wird bei einigen Kunden nicht gut ankommen, oder?

Denny Hölscher: Ja, klar. Ein Mehr an Funktionalität und Performance führt natürlich auch zu Preisanpassungen – das ist überall so. Schließlich braucht es dazu regelmäßig sehr hohe Investitionen ins Produkt. Diese sind aber ein notwendiger und wichtiger Schritt, um auch die nächsten Jahrzehnte der moderne und zuverlässige Partner für unsere Kunden zu sein, der wir bereits seit mehr als 20 Jahren sind. In dieser Zeit haben wir immer wieder unser Können erfolgreich unter Beweis gestellt, alle Prozesse vom Recruiting bis zur Finanzbuchhaltung aus einer Hand abzubilden – perfekt aufeinander abgestimmt und rechtlich 100 Prozent abgesichert. Anders gesagt: Wir beschreiben uns nicht nur als komplett – wir sind es. Und natürlich werden wir auch in Zukunft unsere Produkte immer weiter optimieren, um den Mehrwert für unsere Kunden weiterhin sicherzustellen.

arbeitsblog: Gerade hast Du die hohen Investitionen angesprochen – was meinst Du damit? Kannst Du uns ein paar konkrete Beispiele nennen?

Denny Hölscher: Sicher. Paketkunden werden künftig von unserer neuen Datenbank profitieren. Dadurch erreichen wir im Programm eine erheblich gesteigerte Performance. Dieser Schritt bedeutet natürlich auch hohe Investitionen für uns, doch das lohnt sich, denn die Neuerung macht sich beim Kunden direkt bemerkbar. Stellen wir uns einfach mal vor, man braucht für die Abrechnung nur noch die Hälfte der Zeit! Das entspricht einer enormen Zeit- und somit auch einer enormen Kosteneinsparung.

Parallel arbeiten wir natürlich noch an weiteren zukunftsorientierten Lösungen. Geplant ist etwa die Einführung einer Cloud, was den Austausch zwischen Personaldienstleistern, Kunden, Mitarbeitern und Kandidaten schneller und unkomplizierter machen wird. So kommen wir unserer Vision von einer Community, einer gemeinsamen Plattform für alle Akteure in unseren Kernmärkten einen großen Schritt näher. Die Zukunft denken wir bei zvoove also sehr viel digitaler und webbasierter.

Nicht zuletzt haben wir, um Innovationen voranzutreiben, unser Produktmanagement (PM) komplett neu aufgestellt. Das mehrköpfige Team rund um unseren neuen und erfahrenen CPO/CTO Sascha Alber sowie unseren Leader Produktmanagement widmet sich ausschließlich der stetigen Verbesserung unserer Produkte und treiben unsere Vision voran. Die Kollegen haben einen starken Blick auf den Markt und nehmen Trends auf, um diese effizient in unsere Produktwelt einfließen zu lassen.

arbeitsblog: Solche Umstellungen bedeuten aber neben zusätzlichen Kosten auch Aufwand und Zeit. Lohnt sich das? Und sind diese Änderungen und Umstellungen das, was Kunden wirklich wollen? Man sagt ja „never change a running system“ …

Denny Hölscher: Ja, allerdings kommt man auch nicht voran, wenn man nach dem Motto handelt „Das bleibt so, weil wir das schon immer so gemacht haben“. Spätestens Corona hat uns gezeigt, dass sich die Rahmenbedingungen von heute auf morgen komplett verändern können. Wenn wir oder unsere Kunden jetzt den Anschluss verpassen, lässt sich das nicht ohne Weiteres nachholen und auf lange Sicht leidet die Wettbewerbsfähigkeit.

Aber zurück zur Frage „Ist es das, was Kunden wollen?“ Deren Bedürfnisse spielen für uns natürlich immer eine entscheidende Rolle – und auch in dieser Hinsicht werden wir uns immer weiter verbessern. Aus diesem Grund planen wir aktuell, eine neue Stelle in der Unternehmensgruppe zu schaffen: den Director Sales. Der- oder diejenige, die künftig diese Position ausfüllt, wird mitunter die Aufgabe haben sicherzustellen, dass wir noch besser auf Kundenwünsche eingehen. Er/sie ist also das Gesicht von zvoove in der Personaldienstleistung und ganz nah am Geschehen. Als Schlüsselfigur und Teil der strategischen Leitung wird er oder sie gemeinsam mit mir und unserem Salesteam unsere Visionen weiterentwickeln. Sobald die Position besetzt ist, werden wir das natürlich bekanntgeben, damit die Kunden wissen, an wen sie sich wenden können.

arbeitsblog: Apropos Ansprechpartner: Können sich Kunden, die noch Bedenken haben, an Euch wenden?

Denny Hölscher: Selbstverständlich. Unsere Sales- und Service-Teams sind gerne für unsere Kunden da und können kompetente Beratung in Bezug auf die Umstellung sowie die Servicepakete bieten.

arbeitsblog: Vielen Dank für das Gespräch!

Kontakt

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