KI im Recruiting – Chancen und Herausforderungen
- KI-Systeme sind auf dem Vormarsch und finden auch schon im Recruiting und der Personaldienstleistung Verwendung.
- Welche Chancen und Gefahren ergeben sich daraus?
- Was muss passieren, damit Gefahren vermieden werden können?
Künstliche Intelligenz, kurz KI, ist aus dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Alexa, Siri und ChatGPT sind nur einige Anwendungsbeispiele, bei denen KI zum Tragen kommt. In Zukunft soll sich das allerdings noch weiter vermehren. Laut Statista-Prognose können wir bis 2025 und vermutlich darüber hinaus weltweit mit einem exponentiellen Wachstum von KI-Anwendungen in sämtlichen Branchen rechnen. Klar ist, viele Arbeitsprozesse lassen sich jetzt schon mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz automatisieren und somit vereinfachen. Auch in der Personaldienstleistung oder dem Recruiting wird sie immer häufiger genutzt. Dennoch sollte man hierbei auch Vorsicht walten lassen, denn die Nutzung solcher Programme geht nicht nur mit Chancen, sondern auch mit Herausforderungen einher.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten von KI im Recruiting
Obwohl die Automatisierung von Prozessen in den meisten Köpfen als Hauptfunktion von KI-basierten Programmen ist, ist sie nicht der einzige Vorteil. So können beispielsweise Chatbots erste Bewerberfragen beantworten und mit Hilfe von Augmented Writing lassen sich Stellenanzeigen schneller schreiben. Eingehende Bewerbungen werden von der Software vorsortiert oder direkt ganze Profile angelegt. Den Einsatzmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Voraussetzung ist lediglich die anwendungsbezogene Programmierung.
Datenschutz als großer Knackpunkt
Vor allem der bestehende Fachkräftemangel verursacht Druck in der Personaldienstleistungsbranche und fordert schnelle Ergebnisse. Die Versuchung ist also groß, auf KI-basierte Tools zurückzugreifen und somit Zeit einzusparen. Doch hier lauert die Gefahr, denn die Verarbeitung personenbezogener Daten ist bei Bewerbungsprozessen unablässig – und die Vorgaben hinsichtlich der Transparenz sind in Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz besonders streng. Bewerbende müssen im Vorfeld ausreichend informiert werden, wobei sich die Information nicht darauf beschränken darf, dass eine KI-gestützte Verarbeitung stattfindet. Die Bewerbenden müssen vielmehr aussagekräftige Informationen über die involvierte Logik sowie die Tragweite und die angestrebten Auswirkungen des Einsatzes von KI erhalten. Ähnlich verhält es sich mit Informationen über die Datensätze, die für das Training der KI verwendet werden. Für die Bewerbenden muss klar erkennbar sein, mit welchen Daten der Algorithmus lernt und wie er in den Rekrutierungsprozess eingebettet ist. Um auf Nummer sicher zu gehen und Bußgelder zu vermeiden, empfiehlt es sich im Zweifel, professionelle Beratung in Sachen Datenschutz hinzuzuziehen.
Nur scheinbar vorurteilsfrei
Der Gedankengang ist ganz logisch: Lässt man Computer Bewerberdaten analysieren, erlangt man am Ende das objektiv beste Ergebnis. Der Faktor Mensch und unterbewusste Vorurteile, die er haben könnte, werden aus der Gleichung gestrichen und das Resultat ist ein besonders fairer Bewerbungsprozess. Um das zu erzielen, ist das richtige Training entscheidend und Datensätze müssen umfangreich sein, sodass das Programm niemanden ausschließt, wie das Beispiel mit dem KI-basierten Bewerbungsprogramm von Amazon bereits gezeigt hat. Wird KI aber auch mit „dirty data“ konditioniert, ist das Programm selbst voreingenommen und unter Umständen dann Bewerbende diskriminiert werden.
Um das zu vermeiden, arbeitet die Antidiskriminierungsstelle des Bundes intensiv daran, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz auf die KI-Nutzung auszuweiten.
Was auf den ersten Blick objektiv wirkt, kann automatisch Vorurteile und Stereotype reproduzieren. Die Gefahren digitaler Diskriminierung dürfen wir auf keinen Fall unterschätzen.
Mit neuen Gesetzen zum Erfolg
Auch das EU-Parlament handelt und versucht mit einem neuen KI-Gesetz bessere Bedingungen für den Gebrauch zu schaffen. Die Systeme sollen demnach so reguliert werden, dass sie „sicher, transparent, nachvollziehbar, nicht diskriminierend und umweltfreundlich“ sind. Wenn die Grundlage geschaffen ist, tun sich auch im Recruiting ungeahnte Möglichkeiten auf. KI-Systeme können damit als Sicherheitsnetz weiterentwickelt und so die Branche revolutionieren.