„Ich kann bombastisch zahlen und trotzdem ein schlechter Arbeitgeber sein.“
- Gehälter in der Personaldienstleistung: Wie viel verdienen interne Mitarbeitende? Und wie kann ich mich selbst im Vergleich einordnen?
- Dirk Tekath hat gemeinsam mit seinem Team eine Gehaltsstudie für die Branche ins Leben gerufen – nun sind die Ergebnisse da.
- Der Geschäftsführer der TEKATH Personalberatung GmbH ist bereits seit 1996 in der Branche tätig und kennt sie sowohl aus der Arbeitnehmer- als auch aus der Arbeitgeberperspektive.
- Im arbeitsblog-Interview wertet Dirk Tekath die Ergebnisse seiner Studie aus und gibt Ratschläge dazu, wie sich die Unternehmenskultur verbessern lässt.
arbeitsblog: Herr Tekath, was hat Sie dazu motiviert, eine Gehaltsstudie unter den internen Mitarbeitenden der Personaldienstleistung durchzuführen? Welche Ziele hatten Sie sich gesetzt, als Sie die Studie in Auftrag gaben?
Dirk Tekath: In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sich die Unternehmen der Branche stark von anderen abschotten und Informationen zu Gehalt, Sonderleistungen oder Ähnlichem kaum nach außen gelangen. Die Mitarbeitenden wiederum – ob im Bereich Vertrieb, Recruiting oder in der Verwaltung – wollen sich gerne selbst einordnen: Wo stehe ich im Vergleich? Mit unserer Studie wollten wir genau die Transparenz schaffen, die sich die internen Mitarbeitenden wünschen. Und die Teilnahmezahlen bestätigen, dass in der Branche großes Interesse und Informationsbedarf bestehen. Innerhalb kürzester Zeit haben mehr als 1.500 Menschen an der Umfrage teilgenommen.
arbeitsblog: Damit war die Studie ja ein voller Erfolg. Wie setzt sich die Gruppe der Teilnehmenden zusammen? Gab es hier zum Beispiel auffällig viele Personen aus einem Bereich (etwa Vertrieb oder Verwaltung)?
Dirk Tekath: Ein Großteil ist in den Geschäftsstellen tätig und kommt somit aus den Bereichen Vertrieb, Verwaltung oder Recruiting. Etwa sieben bis acht Prozent der Teilnehmenden sind in der Geschäftsleitung tätig. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Umfrage das natürliche Verhältnis der intern Beschäftigten in der Branche widerspiegelt.
arbeitsblog: Kommen wir nun zu den Zahlen. Sie haben bereits angesprochen, dass die Menschen gerne das eigene Gehalt einordnen wollen. Daher steigen wir gleich damit ein: Wie steht es gehaltstechnisch um die PDL-Branche? Gerade im Vergleich mit anderen Branchen oder den allgemeinen Durchschnittsgehältern?
Dirk Tekath: Vor allem im Vergleich mit anderen Dienstleistungsangeboten wie z. B. Logistik, Sicherheitsgewerbe oder der Gebäudereinigung verdienen Beschäftigte in der Personaldienstleistung sehr gut. Gerade die Menschen, die unmittelbar für Umsatz und Ergebnis verantwortlich sind, werden auch entsprechend entlohnt. Und das betrifft nicht nur das Festgehalt.
arbeitsblog: Warum ist das so?
Dirk Tekath: Als Personaldienstleister hat man es ausschließlich mit Menschen zu tun. Das ist einerseits das Schöne am Beruf, kann andererseits aber auch sehr anstrengend sein. Unberechenbarkeiten und Unwägbarkeiten sind an der Tagesordnung.
Die besondere Herausforderung: Individuelle Bedürfnisse der Kunden, der überbetrieblich Mitarbeitenden sowie die des eigenen Unternehmens unter einen Hut zu bringen. Mit der Zeit zehrt das an Ihnen, da brauchen Sie eine gewisse Resilienz.
arbeitsblog: Helfen Boni aus Ihrer Sicht, die Mitarbeitenden zusätzlich zu motivieren?
Dirk Tekath: Sie sind mit Sicherheit hilfreich. Schließlich ist es so, dass jede und jeder Einzelne mit seiner guten Arbeit den Gewinn des Unternehmens maßgeblich mitbestimmt. Da ist es schön, wenn sich der Unterschied auch auf dem eigenen Gehaltszettel bemerkbar macht. Arbeitgeber sollten nur aufpassen, dass die variablen Leistungen nachvollziehbar und die Grundlage für eine Variable wirklich beeinflussbar sind.
arbeitsblog: Was meinen Sie damit?
Dirk Tekath: Viele Boni-Vereinbarungen sind zu kompliziert. Wir haben mit der Zeitarbeit ein einfaches Geschäftsmodell. Nahezu jede Arbeitsleistung ist messbar und kann klar abgebildet werden. Daran sollte sich ein wirklicher Leistungsbonus orientieren.
Letztlich muss ein Bonus auch nicht „nur“ aus Geld bestehen. Hier gilt es hinzuhören, wer welchen Bonus wie zum Beispiel Freizeit, Home-Office, Fortbildung, etc. bevorzugt. Es gibt viele Menschen, die nicht monetär getrieben sind und dennoch über eine enorm hohe Leistungsbereitschaft und Gewissenhaftigkeit verfügen.
arbeitsblog: Also gilt es, die richtige Art der Motivation zu bestimmen. Denn motivierte Mitarbeitende bleiben ihrem Arbeitgeber länger treu. Damit sind wir bei einem der eher überraschenden Ergebnisse Ihrer Studie angekommen.
Dirk Tekath: Richtig. Bei der Umfrage haben nämlich knapp 60 Prozent der Teilnehmenden angegeben, dass für sie ein Arbeitgeberwechsel bereits in den nächsten 12 Monaten infrage kommen könnte. Diese Zahl ist aus meiner Sicht fast besorgniserregend hoch.
arbeitsblog: Pauschal zu sagen, dass der Wechselwunsch in der Branche hoch ist, wäre vermutlich zu allgemein. Können Sie aus den Ergebnissen herauslesen, in welchen Bereichen bzw. in welchen Unternehmen die Wechselbereitschaft besonders hoch ist?
Dirk Tekath: Ja, zum einen ist die Wechselbereitschaft unter Angestellten im Vertrieb vergleichsweise hoch. Zum anderen haben wir festgestellt, dass ein Zusammenhang zwischen dem Überlassungsbereich und dem Wunsch nach Veränderung besteht. So gaben im medizinischen und pädagogischen Bereich nur 40 Prozent der internen Mitarbeitenden an, den Arbeitgeber wechseln zu wollen. Im gewerblich-technischen und dem Engineering-Bereich hingegen waren es jeweils rund 60 Prozent.
arbeitsblog: Wie erklären Sie sich diese Schwankungen?
Dirk Tekath: Zum einen sehen die Menschen in der Vermittlung von Fachkräften im medizinischen Bereich womöglich eine andere, größere Sinnhaftigkeit hinter ihrer Tätigkeit. Zum anderen befindet sich beispielsweise das Engineering gerade im Umbruch, das kann sich durchaus auch auf die Beschäftigten in der Überlassung auswirken.
arbeitsblog: Sind Ihnen noch weitere Besonderheiten in diesem Zusammenhang aufgefallen?
Dirk Tekath: Ja, auch überraschend war, dass die Wechselbereitschaft mit zunehmender Größe des Unternehmens steigt. Das könnte zum einen daran liegen, dass in kleineren Unternehmen die einzelnen Mitarbeitenden eine größere Rolle spielen und sich dank kurzer Abstimmungs- und Entscheidungswege stärker eingebunden fühlen. Zum anderen ist das Wachstum vieler Unternehmen mit der Einführung neuer Ideen und neuer Strukturen verbunden, die nicht immer von der Belegschaft akzeptiert werden. Der Wunsch nach einem Wechsel kann die Folge sein.
arbeitsblog: Interessant: Was würden Sie Arbeitgebern raten, die ihre Mitarbeitenden langfristig binden wollen?
Dirk Tekath: Wenn es um zufriedene Mitarbeitende geht, denken viele sofort „mehr Geld“. Das ist aus meiner Sicht nicht die Lösung. Ich kann bombastisch zahlen und trotzdem ein schlechter Arbeitgeber sein. Daher kann ich nicht oft genug betonen: Geld ist ein Hygienefaktor. Klar, über eine Gehaltserhöhung freut sich jeder. Doch bereits nach wenigen Monaten ist dieses Gefühl verflogen. Was auf lange Sicht essenziell ist: Wertschätzung.
arbeitsblog: Wie können Arbeitgeber Wertschätzung zeigen?
Dirk Tekath: Indem sie einen offenen und ehrlichen Umgang pflegen. Regelmäßiger Austausch ist wichtig. Mein Rat an andere Arbeitgeber in der Branche: Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitenden! Führen Sie in gleichmäßigen Abständen Gespräche und holen Sie sich dabei auch selbst Feedback ab. Ihre Angestellten haben Kritik? Nehmen Sie diese ernst und zeigen Sie ihnen, dass Sie ihre Meinung wertschätzen. Umgekehrt gilt für die Beschäftigten: Gehen Sie auf Ihre Chefin oder Ihren Chef zu, wenn Sie Redebedarf haben. Wenn Ihre Vorgesetzten nicht wissen, dass Sie unzufrieden sind, können sie auch nichts verändern.
Darüber hinaus ist es wichtig, den Menschen im Unternehmen Raum für Entwicklung zu geben. Viele werden für eine bestimmte Tätigkeit eingestellt und dann quasi mit dieser Position „verheiratet“. Das halte ich für falsch. „Hier komme ich eh nicht weiter“ – wenn jemand bereits an diesem Punkt angekommen ist, dauert es nicht mehr lange bis zur Kündigung. Zeigen Sie den Menschen in Ihrem Unternehmen Perspektiven auf – langfristig gesehen profitieren alle Beteiligten davon.
arbeitsblog: Vielen Dank für das interessante Gespräch, Herr Tekath.
Anmerkung der Redaktion: Die Ergebnisse der Gehaltsstudie stehen zum Download bereit. Bei Interesse wenden Sie sich an das Team der TEKATH Personalberatung GmbH unter info@tekath-headhunting.de