Google for Jobs: Hype oder Heilsbringer?
- Google for Jobs ist seit Mai 2019 auch für Deutschland freigegeben. Im Beitrag stellt Stefan Scheller nicht nur den Funktionsumfang, sondern auch die Besonderheiten des neuen Services vor. Eine davon: Je mehr Informationen Google zur Verfügung gestellt werden, desto höher die Priorisierung in der Ergebnisliste
- Der Betreiber des bekannten HR-Blogs Persoblogger.de empfiehlt Personaldienstleistern die Teilnahme an Google for Jobs, macht aber auch deutlich: „Eine Garantie auf erhöhte Sichtbarkeit besteht selbstverständlich nicht.“
- Wirkliche Schlagkraft könne Google for Jobs nur dann entfalten, wenn zuvor der Employer Branding- und Recruiting-Prozess durchgängig optimiert sei
International bereits seit 2017 am Start, hat der Suchmaschinen-Gigant Google im Mai 2019 nun auch für Deutschland seinen Stellenanzeigen-Service Google for Jobs freigegeben. Aber was ist Google for Jobs eigentlich genau, welche Funktionen bietet es – und wie können auch Personaldienstleister davon profitieren?
Was ist Google for Jobs?
Google for Jobs ist keine neue Suchmaschine und auch keine eigene Stellenbörse. Vielmehr integriert Google bei Jobsuch-Anfragen nun einen sogenannten Linktipp-Container zwischen den bezahlten Anzeigen am oberen Rand der Ergebnisliste und den nach Relevanz sortierten organischen Ergebnissen.
Deutlich erkennbar ist Google for Jobs durch die Hervorhebung mittels eines blauen Kastens mit der Überschrift „Stellenangebote“. Bislang dominierten insbesondere reichweitenstarke Stellenbörsen wie StepStone, Monster oder Stellenanzeigen.de die Ergebnislisten. Google for Jobs bringt nunmehr einzelne Stellenanzeigen unmittelbar zur Ansicht und erleichtert damit das Finden von Ausschreibungen für Nutzer deutlich.
Die Funktionen von Google for Jobs
Einmal den Verlinkungen innerhalb des Linktipp-Containers gefolgt, bietet Google for Jobs zahlreiche Optionen, um weitere, zur Jobsuch-Anfrage passende Stellenanzeigen zu finden. Über ortsbezogene Filter kann die Umkreissuche erweitert werden. Jobs in nahegelegenen Orten sind ebenfalls per Klick sofort zugänglich. Auch den Text-Eingaben ähnliche Jobs und Stellenbezeichnungen werden durch Google for Jobs angeboten. Neben den Filtern zur Ausweitung beziehungsweise Eingrenzung der Suchanfragen liefert der Google-Service eine Reihe weiterer Informationen zum ausschreibenden Unternehmen. Besonders nennenswert: Die Bewertung als Arbeitgeber auf Portalen wie kununu oder Glassdoor. Darüber hinaus lassen sich ein Job-Alert einrichten sowie Stellenausschreibungen in einer persönlichen Liste speichern.
Das Besondere an Google for Jobs
Google arbeitet bei seinem neuen Service mit sogenannten strukturierten Daten. Das heißt, dass es genaue Vorgaben gibt, wie Stellenanzeigen innerhalb von Google for Jobs aufbereitet sein müssen. Eine Vielzahl von Datenfeldern und deren Inhalten wird durch das verwendete technische Format definiert. Dazu gehören beispielsweise Informationen zu:
- Titel
- Stellenbeschreibung
- Arbeitsort
- Art des Jobs (Vollzeit/Teilzeit)
- Angaben zur Vergütung (Art und Höhe)
Das Konzept: Je mehr Informationen Unternehmen Google zur Verfügung stellen, desto höher die Priorisierung in der Ergebnisliste. Konkret heißt das: Wer zukünftig beispielsweise Gehaltsinformationen in Stellenanzeigen aufnimmt, hat vermeintlich eine höhere Chance auf Sichtbarkeit seiner Ausschreibungen via Google for Jobs.
In Kauf nehmen müssen Arbeitgeber dabei, dass Google bei der Anzeige der Stellenangebote auf jegliche Art von Titelbildern, Arbeitgebersiegeln oder sonstigen Grafiken verzichtet und die Inhalte in eine mehr oder minder übersichtliche Text-Wüste verwandelt.
Die Chance, die eigenen Stellenanzeigen unmittelbar und prominent über die Anzeige innerhalb von Google for Jobs sichtbar zu machen, sollten Sie sich nicht entgehen lassen
Was müssen Personaldienstleister tun, damit Stellenanzeigen bei Google for Jobs erscheinen?
Das kommt darauf an. Insbesondere folgende Fälle sind denkbar:
- Nutzt das Unternehmen bereits einen der Partner von Google for Jobs, beispielsweise Monster, XING, LinkedIn oder den Stellenmarkt der FAZ oder SZ, für die Schaltung seiner Jobausschreibungen, sind diese ohne weiteres Zutun bereits verfügbar.
- Aber auch bei Nutzung von Stellenbörsen, die nicht automatisiert Stelleninhalte an Google for Jobs weitergeben – zum Beispiel StepStone oder Indeed –, besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Inhalte anderweitig an Google for Jobs weitergegeben werden. Der Grund sind Stellenbörsen, die ihr eigenes Angebot durch das Aufsaugen von Stellenanzeigen im Internet (Crawling) automatisiert erweitern. Diese Anzeigeninhalte, oder besser gesagt: Rohtexte von Karriereseiten der Unternehmen, werden dann an Google for Jobs übergeben.
- Am Sichersten funktioniert die Datenübergabe jedoch, wenn Unternehmen ihre Stellenanzeigen unmittelbar für Google for Jobs aufbereiten und via Schnittstelle übergeben.
Eine ausführliche Anleitung für die Aufbereitung und Integration von Stellenanzeigen in Google for Jobs gibt es auf folgender Seite: https://developers.google.com/search/docs/data-types/job-posting
Lohnt es sich, aktiv an Google for Jobs teilzunehmen?
Die Chance, die eigenen Stellenanzeigen unmittelbar und prominent über die Anzeige innerhalb von Google for Jobs sichtbar zu machen, sollten sich Unternehmen nicht entgehen lassen. Denn anders als bei der Schaltung von kostenpflichtigen Anzeigen auf kommerziellen Stellenbörsen, ist dieser Service komplett kostenlos.
Eine Garantie auf erhöhte Sichtbarkeit besteht selbstverständlich nicht. Und mit einer steigenden Anzahl an Stellenanzeigen sinkt auch bei Google for Jobs die Wahrnehmung für einzelne Anzeigen drastisch. Wer auf der ersten Ergebnisseite erscheint, macht auch hier mit hoher Wahrscheinlichkeit das Rennen.
Stand heute müssen Arbeitgeber zudem damit leben, dass von Drittanbietern über gecrawlte Stellenanzeigen jede Menge „Datenmüll“ über das eigene Unternehmen in Google for Jobs eingekippt wird. Dies kann bis zur völligen „Verstümmelung“ der eigenen Anzeigen sowie Falschinformationen über Unternehmen und Ausschreibung führen.
Löst Google for Jobs das Problem des Fachkräftemangels?
Definitiv nein. Google for Jobs bietet seinen Service auch nur aktiv Jobsuchenden an. Der riesige Arbeitsmarkt der passiv oder latent Suchenden wird dabei gar nicht adressiert. Aber genau hier liegen die größten und häufig noch verkannten Chancen.
Fazit
Google for Jobs kann allenfalls die Sichtbarkeit von Stellenanzeigen erhöhen, nicht dessen Attraktivität. Negative Arbeitgeberbewertung auf Drittportalen, inhaltlich schlecht formulierte Stellenanzeigen, komplizierte Bewerbungsverfahren oder nicht Bewerber-zentrierte Kommunikation lassen sich dadurch nicht kompensieren. Es gilt der Grundsatz: Zuerst die klassischen Hausaufgaben machen und den Employer Branding- und Recruiting-Prozess durchgängig optimieren! Ansonsten mangelt es auch der ausgefeiltesten Google for Jobs-Strategie an Schlagkraft.
Einen ausführlichen Praxistest mit zahlreichen Screenshots sowie ein kritisches Statement zum aktuell noch bestehenden Optimierungsbedarf von Google for Jobs finden Sie auf Persoblogger.de.
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