05.04.2022 Edgar Schröder

Gefühl der Ohnmacht oder Prinzip Hoffnung? Der Ukrainekrieg und seine Auswirkungen

  • Steigende Energiepreise, Lieferengpässe, Rohstoffmangel: Der Krieg in der Ukraine hat weitreichende Folgen – auch für die Menschen und Unternehmen in Deutschland.
  • Von der weiteren Entwicklung der Krise hängt vieles ab. Wie fallen die aktuellen Prognosen aus?
  • In seinem Beitrag zeigt Edgar Schröder anhand aktueller Zahlen und Umfragen auf, inwiefern Unternehmen bereits jetzt betroffen sind – und geht darauf ein, wie sich die Lage in den kommenden Monaten entwickeln könnte.

Vor mehr als einem Monat hat Russland den Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet. Täglich gibt es neue Berichterstattungen über Gefechte und Zerstörungen in ukrainischen Städten. Knapp vier Millionen Menschen sind bisher aus der Ukraine in Richtung Westen geflohen. Auch für Unternehmer und Mitarbeiter ist es angesichts der Intensität der schrecklichen Bilder in den Nachrichten schwierig, das „Kopfkino“ auszuschalten.

Edgar Schröder

Eines steht fest: Jeden kostet es viel mentale Kraft, sich trotzdem auf die Sachthemen konzentrieren zu können. Erst im März 2020 vor zwei Jahren gab es den ersten Corona-Lockdown in Deutschland. Was dann folgte und bis heute andauert, hätte wohl keiner erwartet. Dementsprechend „befeuern“ die Auswirkungen des Krieges nun geradezu die Schlagworte „Mangelwirtschaft“, Hamsterkäufe, leere Regale, Schlangestehen, Lieferengpässe, hohe Energiepreise usw.

Wie geht es der deutschen Wirtschaft? Aktuelle Einschätzungen und Prognosen im Überblick

Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sehen sich ca. drei Viertel der Unternehmen durch hohe Energiepreise belastet. Weit mehr als ein Drittel sehen sich in ihren Geschäftsabläufen durch ausfallende Lieferungen von Vorleistungen oder drohende Engpässe in der Energieversorgung bedroht (s. IW-Report: „Wirtschaftliche Folgen des Ukraine-Krieges“)

Nach einer Blitzumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter 3.700 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen sehen sich 78 Prozent der Betriebe vom Krieg und seinen Auswirkungen geschäftlich betroffen. Laut DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben seien Konjunkturprognosen jetzt Makulatur.

Die Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt sich dem gegenüber vorsichtig optimistisch. Für den Jahresdurchschnitt 2022 geht das IAB von einer Zunahme der Erwerbstätigkeit um 510.000 Personen aus. Die meisten zusätzlichen Stellen wird es nach Einschätzung des Instituts im Bereich öffentlicher Dienstleister, Erziehung, Gesundheit und in den von der Pandemie besonders betroffenen Bereichen Handel, Verkehr sowie Gastgewerbe geben.

Insgesamt erwartet das IAB für 2022 ein Wachstum von 1,5 Prozent unter der Annahme, dass der Ukraine-Krieg zu keiner noch umfassenderen Eskalation führt, aber auch nicht schnell beendet sein wird.

Darüber hinaus attestiert das IAB im IAB-Forum vom 23. März 2022 Folgendes:

Die sich abzeichnende Zuwanderung von ukrainischen Frauen im erwerbsfähigen Alter könnte helfen, die hiesigen Engpässe in akademischen, technischen und medizinischen Berufen zu verringern. Allerdings arbeiten viele Ukrainerinnen auch in Helferberufen. Die Tatsache, dass hier insgesamt sehr viel weniger Engpässe bestehen, könne ihre Integration in den Arbeitsmarkt verzögern.

– IAB-Forum, veröffentlicht am 23. März 2022

Was passiert, wenn Russland tatsächlich ein Gas-Lieferstopp verhängt?

Das würde ein maximales Krisenszenario für die industrielle Wertschöpfung in Deutschland bedeuten! Die Forscher des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung fürchten für den Fall des Gasembargos einen Einbruch der Wirtschaftsleistung um bis zu 6 Prozent, wie die F.A.Z. berichtet.

Was angesichts der möglichen Krisenszenarien derzeit verblasst: Jenseits des Ukrainekriegs gab es in den vergangenen Tagen auch positive Nachrichten:

  1. Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs zur Überlassungshöchstdauer im deutschen Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (s. Interview mit Dr. Björn Gaul)
  2. Das Kurzarbeitergeld für die Zeitarbeit wird nun doch über den 31. März 2022 hinaus verlängert.
  3. Pfiffige Imagekampagne von Randstad >> #besserarbeit

Zusammengefasst: Es ist nicht alles schwarz – und wir normalen Menschen bauen auf das Prinzip Hoffnung!

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