Fünf Vorurteile über Zeitarbeit entkräftet
- Ist die Zeitarbeit Sklavenhandel? Verdienen Zeitarbeitskräfte kaum – oder sogar gar kein Geld? Werden sie schlechter behandelt als ihre stammbeschäftigten Kolleginnen und Kollegen?
- Erschreckend viele Menschen beantworten diese Fragen mit einem „Ja“. Der Haken an der Sache: Sie haben in der Regel keine praktischen Erfahrungen in der Zeitarbeit gemacht.
- Zeit, mit Halbwahrheiten, Irrtümern und Vorurteilen aufzuräumen!
Das BAG bestätigt, dass die Tarifverträge der Zeitarbeit mit dem geltenden EU-Recht vereinbar sind. Die GDL droht mit der Gründung einer eigenen Zeitarbeitsfirma, um den Angestellten angemessene Arbeitsbedingungen zu bieten. In der Pflege gibt es reihenweise Beschäftigte, die sagen, dass sie ohne Zeitarbeit gar nicht mehr in der Branche tätig wären.
Und trotzdem halten sie sich seit Jahren hartnäckig – die Mythen, Irrtümer und Vorurteile gegenüber der Zeitarbeit. Es vergeht keine Woche, in der nicht unter einem Social-Media-Post Kommentare wie „Sklaventreiber!“, „Leihbuden nutzen die Leute doch nur aus!“ und „Gehört verboten!“ zu lesen sind.
Da kommen zwei Fragen auf. Die erste bezieht sich auf die Ursachen: Woher kommt die negative Einstellung und warum kochen beim Thema Zeitarbeit die Emotionen so schnell hoch? Dazu können wir nur Mutmaßungen anstellen. Manche haben in der Vergangenheit tatsächlich schlechte Erfahrungen gemacht, andere haben verschiedene Geschichten von den Bekannten ihrer Bekannten gehört … Die Hintergründe können sehr vielfältig sein.
Die zweite Frage in diesem Zusammenhang ist mindestens genauso wichtig, denn sie rückt mögliche Lösungen in den Fokus: Was kann die Branche gegen Vorurteile tun und wie kann sie den eigenen Ruf verbessern?
Um mit Vorurteilen aufzuräumen, hilft vor allem eines: sich die Irrtümer immer wieder vor Augen zu führen und den Fakten gegenüberzustellen. So lassen sich viele der falschen Annahmen schnell widerlegen. Aus diesem Grund haben wir für Sie eine Übersicht mit den am weitesten verbreiteten Mythen rund um die Zeitarbeit zusammengestellt und geben Ihnen Antworten, Zahlen, Daten und Fakten mit, um die Vorurteile zu entkräften.
Irrtum 1: Zeitarbeit wird immer schlecht bezahlt
„Zeitarbeitskräfte kriegen nie so viel wie Stammbeschäftigte, das weiß doch jeder!“ Das kann man natürlich nicht pauschal behaupten. Wie in allen anderen Branchen bestimmt auch hier die Nachfrage die Konditionen – und sorgt dafür, dass in einigen Bereichen Zeitarbeitskräfte deutlich bessere Bedingungen bekommen. Die Pflege ist in diesem Zusammenhang das Paradebeispiel. So berichtete beispielsweise die Tagesschau über Gehälter von bis zu 7.000 Euro im Monat.
Irrtum 2: Kein Einsatz, keine Bezahlung – und unter Umständen sogar direkt eine Kündigung
Immer wieder hört man Gerüchte, Zeitarbeitskräfte würden keinen Cent sehen, wenn sie gerade nicht im Einsatz sind – und würden vielleicht sogar kurzerhand gekündigt. Allein rechtlich ist dies allerdings nicht möglich. Denn: Für Zeitarbeitskräfte gelten sowohl der Anspruch auf Lohnfortzahlung in einsatzfreien Zeiten als auch der gesetzliche Kündigungsschutz. Nach Bestehen der Probezeit können Zeitarbeitskräfte nicht ohne triftigen Grund – und der Wegfall des Einsatzes ist keiner! – entlassen werden. Damit bietet die Zeitarbeit in Deutschland genauso viel Sicherheit wie jede andere Beschäftigung in Festanstellung. Anders verhält es sich in anderen Ländern, etwa in Frankreich. Dort gilt das sogenannte Agenturprinzip: Arbeitskräfte werden vom Personaldienstleister nur für die Dauer ihres Einsatzes beim jeweiligen Kundenunternehmen angestellt. Endet der Einsatz, endet auch das Arbeitsverhältnis.
Irrtum 3: Einmal Zeitarbeit, immer Zeitarbeit
Erschreckend viele Menschen betrachten die Zeitarbeit als eine Art „Abstellgleis“. Wer einmal über eine Zeitarbeitsfirma angestellt wird, käme nie wieder an ein „geregeltes“ Arbeitsverhältnis. Das stimmt natürlich nicht. Für viele Arbeitnehmende stellt die Zeitarbeit im Gegenteil einen Einstieg dar, eine Möglichkeit, den Fuß in die Tür zu bekommen. Verschiedene Unternehmen, darunter Dahmen und Page Personnel, berichten von Übernahmequoten von mindestens 37, teilweise sogar bis zu 50 Prozent. Der Einstieg über einen Personaldienstleister kann zum einen für junge Arbeitnehmende eine gute Möglichkeit darstellen, Erfahrung zu sammeln. Darüber hinaus bietet die Zeitarbeit Langzeitarbeitslosen einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Eine Studie der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt auf, dass 61 Prozent der Zeitarbeitskräfte, die 2022 einen neuen Arbeitsvertrag mit einem Personaldienstleister abgeschlossen haben, aus der Beschäftigungslosigkeit kamen.
Irrtum 4: Zeitarbeitskräfte müssen jederzeit mit einer Kündigung rechnen
Mit Zeitarbeit verbinden viele ein Arbeitsverhältnis, das nicht von Dauer ist. Hier muss man natürlich zum einen zwischen dem (zeitlich befristeten) Einsatz im Kundenunternehmen und der (meist unbefristeten) Anstellung beim Personaldienstleister unterscheiden. Zum anderen macht sich der Fachkräftemangel wie in allen Branchen auch in der Zeitarbeit bemerkbar. Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen sucht händeringend nach Mitarbeitenden, um die Kundenaufträge überhaupt bedienen zu können. Oftmals lassen sich die Personaldienstleister sogar ganz neue Konzepte einfallen, von denen alle Beteiligten profitieren. Das beste Beispiel ist die Kampagne „Job am Haken“ des norddeutschen Unternehmens Zeit & Service, bei der Quereinsteigerinnen und -einsteiger gesucht wurden, die im Anschluss ein umfangreiches Traineeprogramm durchliefen.
Irrtum 5: Zeitarbeit ist nur etwas für Geringqualifizierte
Wer glaubt, dass Zeitarbeitskräfte nur für Aushilfsjobs ohne fachliche Anforderungen gesucht werden, könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt liegen. Immer häufiger benötigen Unternehmen hochqualifizierte Expertinnen und Experten, deren Einsätze sich entsprechend auch über einen längeren Zeitraum erstrecken. Ein gutes Beispiel ist die IT-Branche. Hier gibt es viele mittelständische Personaldienstleister, die sich auf die Vermittlung von Profis auf dem Gebiet spezialisiert haben – so etwa die berg-it Personaldienstleistungen aus Nürnberg. Und auch die ganz Großen haben den Bedarf erkannt: Die ManpowerGroup beispielsweise hat mit Experis ein eigenes Tochterunternehmen gegründet, das nur auf IT, Ingenieurs- und Finanzwesen spezialisiert ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass viele Gerüchte über die Zeitarbeit jeglicher Grundlage entbehren – und nur indem man ihnen regelmäßig mit fundierten Fakten begegnet, kann man sie auf lange Sicht erfolgreich bekämpfen.