Diese Soft Skills wünschen sich Unternehmen von Mitarbeitenden
- Je weniger Fachkräfte am Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, umso mehr gewinnen weitere Faktoren neben Abschlüssen und Faktoren an Bedeutung.
- Arbeitgeber legen bei der Personalauswahl neben den fachlichen Kenntnissen (Hard Skills) großen Wert auf soziale Kompetenzen (Soft Skills). Die Personalmarktforschung index Research hat analysiert, welche Soft Skills personalsuchende Firmen im Anforderungsprofil ihrer Stellenanzeigen am häufigsten nennen.
- Teamfähigkeit ist Arbeitgeber am wichtigsten (über 7,3 Millionen Erwähnungen). Ebenfalls hoch im Kurs stehen Selbstständigkeit (mehr als 5,7 Millionen Erwähnungen) und Kommunikationsfähigkeit (rund 4 Millionen Erwähnungen).
- Wir sprachen mit index-CEO Jürgen Grenz über die Stellenmarkt-Auswertung, für die seine Personalmarktforscher von Oktober 2021 bis November 2022 rund 11 Millionen Stellenanzeigen analysiert haben.
arbeitsblog: Die aktuelle Stellenmarkt-Analyse von Index Research zeigt auf, dass Arbeitgeber immer mehr Wert auf Soft Skills legen. Vor allem Teamfähigkeit ist demnach gefragt, aber auch Zuverlässigkeit und Flexibilität stehen hoch im Kurs. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?
Jürgen Grenz: Technologien automatisieren zwar immer mehr (Routine-)Aufgaben und oft auch ganze Arbeitsprozesse. Dennoch macht gerade die zunehmende Digitalisierung Soft Skills zu einem wichtigen Erfolgsfaktor. Schließlich arbeiten heutzutage in vielen Bereichen Mitarbeitende aus unterschiedlichen Abteilungen, Unternehmen und Standorten zusammen. In diesen Arbeitsformen hängt der Projekterfolg maßgeblich von der Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und Flexibilität aller Beteiligten ab. Die Mitarbeitenden und ggf. auch Freelancer müssen sich gegenseitig unterstützen, Deadlines und andere Absprachen einhalten und bei unvorhergesehenen Ereignissen flexibel reagieren.
arbeitsblog: Scheinbar spielen Teamfähigkeit (in 7,3 Mio. Stellenanzeigen genannt) und Kommunikationsfähigkeit (4,1 Mio. Anzeigen) heute eine viel wichtigere Rolle als Verantwortungsbewusstsein (2,1 Mio. Anzeigen) und Belastbarkeit (1,7 Mio. Anzeigen). Oder trügt der Schein?
Jürgen Grenz: Die Anzahl der Nennungen von Soft Skills spiegelt nicht unbedingt in jedem Fall die Bedeutung der einzelnen Skills wider. Manche Skills werden von Unternehmen einfach vorausgesetzt, hierzu würde ich z. B. auch das Verantwortungsbewusstsein und die Belastbarkeit zählen. Hier müsste man sich anschauen, in welchen Berufsbereichen diese zu den zentralen Anforderungen zählen und daher besonders erwähnt werden.
Unbestritten legen Unternehmen heute aus gutem Grund den größten Wert auf Teamfähigkeit. Denn unabhängig von der Branche müssen Mitarbeitende fast immer mit anderen Menschen zusammenarbeiten, sei es innerhalb des eigenen Teams, abteilungsübergreifend oder mit Sub-Unternehmen und Kunden. Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit gehen dabei Hand in Hand. Das Arbeitsergebnis ist meistens nur so gut wie das Briefing. Genauso wichtig ist es, bei Unklarheiten Fragen zu stellen und Unstimmigkeiten offen anzusprechen. In einer immer komplexer werdenden Wirtschaftsstruktur sind daher Einzelgänger weniger gefragt.
Arbeitgeber in Branchen mit Fachkräfteengpass schauen heute verstärkt auf das Potenzial und die Lernbereitschaft der Bewerbenden.
arbeitsblog: In Zeiten von Fachkräftemangel hört man grundsätzlich immer seltener von den Anforderungen, die Unternehmen an potenzielle Mitarbeitende stellen. Vielmehr stehen die Wünsche der Arbeitnehmenden im Fokus. Sind die aktuellen Ergebnisse aus Ihrer Sicht mit dieser Entwicklung vereinbar? Spielen die Soft Skills deswegen eine wichtigere Rolle, weil Arbeitgeber bei den Hard Skills Kompromisse eingehen müssen und die sozialen Kompetenzen potenzieller Mitarbeitender daher an Bedeutung gewinnen?
Jürgen Grenz: Mittlerweile müssen sich häufig die Arbeitgeber bei Kandidaten bewerben und nicht mehr umgekehrt. Hard Skills, die sich unter anderem mit Abschlüssen und bisherigen Berufserfahrungen nachweisen lassen, sind zwar nach wie vor relevant. Dennoch schauen Arbeitgeber in Branchen mit Fachkräfteengpass heute verstärkt auf das Potenzial und die Lernbereitschaft der Bewerbenden. Im Alltag können sich die neu eingestellten Mitarbeitenden viele jobrelevante Kenntnisse mit „learning by doing“ aneignen. Immer mehr Firmen finanzieren ihren Mitarbeitenden zudem fachspezifische Weiterbildungen bei externen Anbietern. Eine lohnende Investition, schließlich sind die Menschen das wichtigste Kapital jedes Unternehmens.
arbeitsblog: Was schätzen Sie, werden wir auch in den kommenden Jahren eine Fortsetzung des Trends zu mehr Bedeutung der Soft Skills sehen?
Jürgen Grenz: Meiner Einschätzung nach werden die sozialen Kompetenzen in Zukunft sogar noch wichtiger sein. Denn immer mehr Unternehmen unterteilen die einzelnen Arbeitsschritte eines Vorhabens in (Teil-)Projekte. Ohne teamfähige und kommunikative Mitarbeitende scheitern Projekte, bevor sie richtig angefangen haben. Eine weitaus größere Rolle als heute wird in Zukunft, wie bereits angesprochen, sicherlich der Soft Skill Lernbereitschaft spielen, da die technologische Entwicklung zweifellos noch weiter an Fahrt aufnehmen wird. Mitarbeitende müssen deshalb dafür offen sein, sich kontinuierlich in neue Technologien und IT-Programme einzuarbeiten – und das in immer kürzeren Abständen
Jürgen Grenz
Jürgen Grenz ist CEO der index Gruppe, die 1994 gegründet wurde und heute rund 180 Mitarbeitende beschäftigt. Mit index Anzeigendaten ist seine Unternehmensgruppe europäischer Marktführer in der Stellenmarktauswertung. index berät als Spezialist für HR-Marketing, Personalmarktforschung, Karriereportale und Outplacement Unternehmen, Personaldienstleister, öffentliche Einrichtungen und Verbände zu Personalthemen.