Corona-Krise: Gute Bedingungen für die digitale Personalgewinnung
- Marco Kainhuber (GermanPersonnel) fasst die aktuelle, von Corona geprägte Lage der Wirtschaft im Allgemeinen und der Personaldienstleistung im Speziellen zusammen und gelangt zu dem Fazit: „Die Zeitarbeit ist eine der wirtschaftlichen Risikogruppen der Corona-Pandemie!“
- Statt den Kopf in den Sand zu stecken, sollten sich Zeitarbeitsfirmen aber lieber auf die positiven Aspekte der Situation fokussieren. Gerade im Bereich der digitalen Personalgewinnung böten sich momentan viele Chancen
- Um das vorhandene Potenzial voll auszuschöpfen, rät Kainhuber, im Recruiting auf Programmatic Job Advertising zu setzen. Der Ansatz ermögliche es, Stellenanzeigen dynamisch in Echtzeit auszuspielen – und den Suchenden genau mit der Anzeigenversion zu erreichen, die ihn am wahrscheinlichsten zur Bewerbung veranlasst
Auf eines konnte sich die Wirtschaft hierzulande stets verlassen: In den Monaten April und Mai sinkt die Arbeitslosigkeit, wegen der Frühjahrsbelegung. Corona-bedingt ist sie jedoch in diesem Jahr erstmals seit der Nachkriegszeit gestiegen – und zwar kräftig. Perspektivisch drohen wir in 2020 gar die psychologisch wichtige Marke von drei Millionen Arbeitslosen zu überschreiten! Diese unschöne Entwicklung wird selbst das Instrument Kurzarbeit nicht aufhalten können. Und das, obwohl es von den Unternehmen reichlich genutzt wird: Im Mai waren 7,3 Millionen Deutsche in Kurzarbeit. Das sind fünf Mal so viele wie während der Finanzkrise 2009.
Die Personaldienstleistung – wen wundert’s? – ist von alldem besonders betroffen. Mehr als ein Drittel aller Zeitarbeitnehmer befindet sich in Kurzarbeit. PwC prognostiziert der Branche „einen massiven Einbruch“ von bis zu 30 Prozent. Die Zeitarbeit, das lässt sich ohne Übertreibung sagen, ist eine der wirtschaftlichen Risikogruppen der Corona-Pandemie!
Die Zeitarbeit, das lässt sich ohne Übertreibung sagen, ist eine der wirtschaftlichen Risikogruppen der Corona-Pandemie!
Bevor das Ganze hier jetzt aber allzu negativ wird: Ich bin überzeugt davon, dass die Konjunkturprogramme der Regierung wirken und die Nachfrage an die Zeitarbeit auch wieder steigen wird. 2021, so meine Hoffnung, sollte die Branche dann wieder zum Wachstum zurückkehren.
Auswirkungen der Ausnahmesituation auf das Recruiting
Bis dahin aber bleibt Ihnen, liebe Personaldienstleister, aufgrund des temporären Markteinbruchs nichts anderes übrig, als einen prüfenden Blick auf Ihre Prozesse, Geschäftsmodelle und deren Digitalisierung zu werfen. Das gilt selbstverständlich für alle Bereiche Ihres Business. Da die Personalgewinnung mein Steckenpferd ist, will ich kurz umreißen, welche Auswirkungen die aktuelle Ausnahmesituation auf das Recruiting hat – und wie Sie die momentanen Umstände durch digitale Personalgewinnung gar für sich nutzen können.
Aufgrund der Zahlen aus unserer Recruiting-Software PERSY wissen wir recht konkret, dass:
- Aktuell viele Menschen nach Arbeit suchen. Im Juni 2020 zählte PERSY insgesamt 118.565 Bewerbungen, im Juni 2019 waren es 74.453.
- Die Anzahl der Stellenanzeigen im Mai eingebrochen ist. Im Juni hat sie sich zwar langsam wieder erholt, bleibt im Vergleich aber trotzdem unterdurchschnittlich (Juni 2020: 141.424 Stellenanzeigen, Juni 2019: 196.425 Stellenanzeigen).
Mehr Suchende, weniger Stellenanzeigen – erfahrene Personaldienstleister wissen: Unter diesen Voraussetzungen lassen sich für kleines Geld viele Bewerber rekrutieren. Und tatsächlich können wir anhand der PERSY-Daten nachvollziehen, dass die eingesetzten Budgets im Juni deutlich unter den Werten des Vorjahreszeitraums lagen. Diese Entwicklung bedingt wiederum, dass die Jobbörsen derzeit mehr organischen – sprich: kostenlosen – Traffic anbieten. Zeitarbeitsfirmen, die ihre Recruiting-Prozesse digitalisiert und automatisiert haben, profitieren davon extrem. Sie können über Multiposting auf kostenlosen Kanälen sowie über die Bundesagentur für Arbeit, die in der aktuellen Situation stark an Bedeutung zunimmt, sehr effizient performen.
In der Praxis werden Sie sicher festgestellt haben, dass eine Anzeige, die bei Bewerber A super zieht, Bewerber B gar nicht anspricht. Warum ist das so? Weil die Entscheidungen von Menschen auch bei der Jobsuche stark emotional geprägt sind.
Menschen auf Jobsuche entscheiden emotional
Vorausgesetzt natürlich, Sie schlagen mit der richtigen Stellenanzeige auf der richtigen Plattform auf. An dieser Stelle kommt das sogenannte Programmatic Job Advertising ins Spiel. Sehen Sie – ich betrachte Jobbörsen als Medium, die Anzeige selbst ist das Werbemittel. Die spannende Frage lautet nun: Welches Template (Layout) und welcher Content (Text) führt auf welchem Mediakanal (Stellenportal) zum richtigen Kandidaten? In der Praxis werden Sie sicher festgestellt haben, dass eine Anzeige, die bei Bewerber A super zieht, Bewerber B gar nicht anspricht. Warum ist das so?
Weil die Entscheidungen von Menschen auch der Jobsuche stark emotional geprägt sind. Umso wichtiger ist es daher, dass wir den Kandidaten mit der Anzeigenversion erreichen, die ihn am wahrscheinlichsten ansprechen und zur gewünschten Aktion – der Bewerbung – veranlassen wird. Welche Variante das im konkreten Fall ist, wissen wir, indem wir intensive Datenanalyse betreiben. Eine moderne Recruiting-Software-Lösung lernt mit jedem Kunden, jeder Stellenanzeige, jedem Bewerber und jeder Kampagne dazu. So kann sie dann beispielsweise aufgrund von demografischen, geografischen, kontextuellen Faktoren und anhand bestimmter Suchverhalten Empfehlungen aussprechen, welche Anzeigenversion für den jeweiligen Kandidaten die passendste ist. Templates und Content müssen sich dafür dynamisch und in Echtzeit nach dem Suchenden richten – auch dazu sind führende Recruiting-Software-Lösungen heute imstande.
Fazit
Ja, die aktuelle Lage ist für (fast) alle Unternehmen und ganz besonders für Personaldienstleister herausfordernd. Nichtsdestotrotz bietet sie aber auch Chancen, zum Beispiel im Bereich der digitalen Personalgewinnung. Hier lohnt es sich für Zeitarbeitsfirmen, ihre Recruiting-Prozesse in Richtung Programmatic Job Advertising zu trimmen – um so das sich bietende Potenzial voll auszuschöpfen.
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